„Mein Unwort des Jahres lautet Willkommenskultur!“. So lautet das Ende einer Mail einer Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Geflüchteten, die mich letzte Woche erreicht hat.
Dieser Satz drückt große Frustration darüber aus, wie alleine sich Helfer*innenkreise und Asylinitiativen in ihrem Engagement in den Kommunen fühlen. Die Aktiven erleben nach wie vor eine staatliche Überforderung. Während Rathäuser und Gemeinderäte sich mit Schlagworten wie „Anschluss-Unterbringung“ beschäftigen, sind viele Ehrenamtliche bereits einen Schritt weiter und öffnen sich Fragen, wie Teilhabe vor Ort konkret gestaltet werden kann.
Das Wort „Willkommenskultur“ hat eine traurige Entwicklung hinter sich und hat als politisches Konzept versagt. Deshalb steckt in dem Satz der Ehrenamtlichen viel Wahrheit.
Aus der Regionalgruppe Tübingen ist im letzten Herbst die Idee entstanden, zu diesen Fragen mit einem Erklärvideo ein rassismuskritisches Reflexionsangebot zu bieten. Gemeinsam mit dem Team von klever-iq des Fachdienst Jugend, Bildung, Migration sind wir dieses Projekt angegangen, eine komplexe Thematik in ein 5-minütiges Video zu packen. Nach vielen Reflexionsschleifen und politischen-finanziellen Extraschleifenkönnen sind wir nun nach achtmonatiger Produktionszeit das Video „Unterstützungsarbeit – auf Augenhöhe mit Geflüchteten?! – ein Reflexionsvideo“ online. Sie finden das Video, einen Begleittext, sowie weiteres Material auf unserer Website www.rassismuskritik-bw.de/erklaervideo.
Wir brauchen noch viel mehr Unterstützungsarbeit mit, statt für Geflüchtete. Es gibt örtlich diese ermutigenden Veranstaltungen, bei denen sich Ehrenamtliche und Geflüchtete auf einen gemeinsamen Weg machen, ganz konkret in Workshops ihre Perspektiven erzählen und einander zuhören. Damit Begriffe wie „Empowerment“ und „Powersharing“ etwas Gestalt bekommen …
Am 26.7.2016 stellen wir das Video mit einem Vortrag von Thomas Gebauer von medico international in Tübingen der Öffentlichkeit vor.
Auch weitere Materialien, die wir in diesem Newsletter vorstellen, greifen diese Thematik auf, so zum Beispiel das Dossier „Welcome to Germany V- Zivilgesellschaftliches Engagement“.
Im vorliegenden Newsletter haben wir etwas am Layout gefeilt und einige kleine Verbesserungen eingeführt, die zu mehr Übersichtlichkeit und mehr Klarheit in Bezug auf Quellen führen sollen.
Wir haben wie immer für Sie aktuelle Veranstaltungen und neue Materialien rund um das Thema Rassismus und Migration zusammengestellt.
Mit besten Grüßen
Sabine Pester und Andreas Foitzik
Netzwerk rassismuskritische Migrationspädagogik Baden-Württemberg
11. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“ – Juni/Juli 2016:
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