Ausschnitt aus einer Postkarte von seebruecke.org

40. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“

Was für ein makabres Lehrstück des modernen Rassismus.

In Pylos sterben hunderte Menschen bei ihrem Versuch, in Europa Zuflucht zu finden. Mutmaßlich verursacht durch den griechischen Grenzschutz“. Dies wäre hundertfacher Totschlag, und wenn vorsätzlich, dann hundertfacher Mord durch staatliche Organe eines Mitgliedslandes der Europäischen Union. Die Proteste der deutschen Bundesregierung waren dezent. Ein Ausdruck der deutschen und auch Grünen Doppelzüngigkeit. Es gibt ein stillschweigendes Übereinkommen mit denen, die das schmutzige Geschäft der Abwehr von Geflüchteten an den Außengrenzen übernehmen, ohne sich selbst die Finger schmutzig machen zu müssen. Auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist begrenzt, auch hier scheint es ein stillschweigendes Einverständnis im Sinne einer Gewöhnung an unvorstellbare Todeszahlen zu geben, uns alle mehr oder weniger eingeschlossen.

Gleichzeitig galt die mediale Aufmerksamkeit einigen Superreichen, die aus blankem Spaß und Langeweile mit einem U-Boot in unanständig teuren Expeditionen zum Wrack der Titanic unterwegs waren und verschollen sind. Hier Menschen mit Namen, Geschichten und Gesichtern, dort großteils namenlose Zahlen.

Und dann wird – wiederum mehr oder weniger gleichzeitig – von der Bundesregierung mal wieder ein sogenannter Asylkompromiss ausgehandelt. Und immer, wenn sie von Kompromiss sprechen, ist es ein weiterer Schritt zum Abbau des Rechts auf Asyl. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den Asylkompromiss Anfang der 90er Jahre, als gegen den damals noch relativ lauten Widerstand erstmals sichere Herkunfts- und Drittstaaten, verkürzte Asylverfahren und spezielle Unterbringung durchgesetzt wurden. Alles, was wir damals als Festung Europa noch als Gespenst an die Wand gemalt haben, ist nicht nur eingetroffen, sondern weit übertroffen. Damals haben wir davor gewarnt, dass in der Logik der Grenzabwehr irgendwann Menschen an den Außengrenzen sterben werden. Das ist gerade mal gut 30 Jahre her. Es wird Zeit, dass wir lauter werden.

In einem kleinen Schwerpunkt haben wir einige Beitrag zu diesem Themenfeld zusammengestellt. Die Kolleg_innen aus der BfdA Stuttgart und Vassilis Tsianos haben Gastkommentare beigesteuert. Herzlichen Dank! Herzlichen Dank auch an alle, die uns unterstützen, indem sie uns Hinweise auf Material zuschicken.

Liebe Grüße und trotz alledem einen guten Sommer

Andreas Foitzik

 

Download 40. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“ – Juli 2023:

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